Kräuter als Heilmittel

Pflanzliche Mittel für Kinder: was Eltern bei Kamille, Fenchel und Co. beachten sollten

Fenchel

Ein EU-Gremium hat die Sicherheit pflanzlicher Arzneimittel für Kinder bewertet. Das Ergebnis: pflanzlich bedeutet keinesfalls automatisch, dass die Mittel unbedenklich sind. Hier lesen Eltern, worauf sie bei Kamille, Fenchel und Co. für die Kleinen achten sollten.


Pflanzliche Arzneien gelten als gut verträglich, schonend und arm an Nebenwirkungen. Vor allem für kränkelnde Kinder scheinen sie also prädestiniert zu sein. Eine von der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig durchgeführte Befragung von 400 Eltern in Deutschland ergab: 85 Prozent der Sprösslinge haben schon einmal eine pflanzliche Arznei bekommen. Die Sicherheit vieler dieser Arzneien für Kinder wurde jedoch nie in klinischen Studien überprüft.

Keine Arzneipflanze ist für Kinder jeden Alters geeignet

Nach den Bewertungen des Herbal Medicinal Product Committees (HMPC) der EU ist das riskant, denn während traditionelle pflanzliche Arzneimittel von den deutschen Behörden in erster Linie auf der Grundlage von Erfahrungswerten zugelassen werden, bewertet das HMPC den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur Wirkung von Arzneipflanzen. Laut einem Bericht des Komitees ist dabei keine Arzneipflanze für Kinder jeden Alters geeignet: Fencheltee beispielsweise ist demnach für Kinder unter vier Jahren nicht geeignet, Kamille sogar erst ab zwölf Jahren zu empfehlen.

Uneinigkeit über die Sicherheit von Fencheltee

Ein Problem bei den Bewertungen des HMPC könnte jedoch sein, dass dem Gremium Vertreter verschiedener Nationen mit unterschiedlichen Traditionen angehören. Während Fencheltee etwa in Deutschland schon Säuglingen verabreicht wird, sind andere Nationen hier skeptisch. Studien, die Wirkung und Sicherheit von Fenchel eindeutig belegen, gibt es bisher nicht. Dennoch nutzen viele Eltern den Tee und andere pflanzliche Mittel aus Tradition. Die meisten greifen dabei zu Fenchel und Kamille, unter Fertigpräparaten liegen Hustenlöser mit Efeu, Primel und Thymian vorn – Nebenwirkungen sind kaum bekannt.

Mit Sonnenhut (Echinacea) sollten Eltern nach Expertenmeinung jedoch vorsichtig sein. Der Korbblütler, der Kindern häufig bei Erkältungen gegeben wird, steht insbesondere wegen seiner allergenen Wirkung in der Kritik. Zudem soll er Vorerkrankungen wie Autoimmunerkrankungen verstärken und die Wirkung anderer Medikamente abschwächen. Seine Wirksamkeit ist umstritten. Experten raten, Sonnenhut nicht an Kinder unter zwölf Jahren zu verabreichen.

Pflanzlich ist nicht gleichbedeutend mit harmlos

Dass die Sicherheit vieler pflanzlicher Arzneimittel für Kinder bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, ist ein allgemeines Problem. Auch wenn sie in der Regel nicht verschreibungspflichtig sind, sollten Eltern sich ausführlich beim Kinderarzt über mögliche Neben- und Wechselwirkungen informieren.

Fotourheber: Thinkstockphotos, iStock, AnnekeDeBlok

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