Kräutergarten/ Kräutersorten

Hildegard von Bingen: Betonienkraut gegen falsche Träume

Zu Unrecht vergessen: der wunderhübsche Heilziest

Immer wieder stoße ich während meiner Recherche oder auch im Urlaub auf dem Lande auf längst vergessene, nicht mehr kultivierte Wiesenpflanzen oder Heilpflanzen. In der Heimat werden großzügig sogenannte Naturwiesen gedulded.

Wiesenknopf, Knöterich und Co. lassen sich dort immer noch blicken. Wie man mir erklärte, jedoch immer seltener, da durch häufiges Mähen (man strebt ja einen kurzgeschorenen, eher langweiligen Rasen an) das Samengut immer weniger wird, bis die Arten schließlich völlig verschwinden.

Hier nun zum Betonienkraut (Stachys officinalis), auch Heilziest genannt, den schon Hildegard von Bingen löblich bei diversen Gebrechen anzuwenden wußte. An dieser Stelle sei explizit noch einmal das Buch „Gärtnern mit Hildegard von Bingen“ von Ursula Kopp erwähnt, die sich eben solchen Heilpflanzen und Kräutern aus dem mittelalterlichem Klostergarten widmet. Allein die Fotos der Kreuzgarten und Heilpflanzengarten sind ein optischer Genuß!

Betonienkraut im Volksglauben
Die Gladiatoren im alten Rom trugen diese Pflanze als Amulett gegen Verletzungen bei sich und es gibt in Italien den alten Spruch „venda la tunica e compra betonica“ (verkaufe Dein Gewand und kaufe Betonie).

Wie auch heute drehte sich auch früher Vieles um das Thema Liebe und Kuppelei und so gruben Kräuter Frauen die Betonie als Heilmittel gegen angehexte Liebe aus 🙂

Anbau, Pflege und Vermehrung: Betonie lockt Bienen
Wie Lavendel oder Salbei gehört der Heilziest der Familie der Lippenblütler an und wächst bis zu 60 cm hoch. Blickfang sind die langen Blütenpinsel in rose bis purpur, eine richtige Augenweide und wunderschön in jedem Garten. Die Betonie blüht Juli und August. Sie braucht einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Boden kann leicht trocken bis leicht feucht sein. Sie vermehrt sich selbst durch Ausläufer, im Frühjahr oder Herbst kann man aber auch den Wurzelballen teilen.
Der Heilziest blüht ungebändigt den ganzen Sommer über und lockt eine Unmenge von Bienen an.

Ernte der Betonie
Das blühende Kraut wird eine handbreit über dem Boden geschnitten und gebündelt an einem luftigen Ort zum Trocknen aufgehängt.

Inhaltsstoffe und Wirkung
Das Betonienkraut enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Bitterstoffe, Cholin und Stachydrin. Sie wirken schlaffördernd, blutstillend und entzündungshemmend. Über Wirkung des Heilziest hier.

Hildegard von Bingen über das Betonienkraut
…wer von falschen Träumen geplagt wird, der habe Betonienkraut bei sich, wenn er abends schlafen geht und wenn er schläft, und er wird weniger falsche Träume sehen…
…wenn eine Frau zu unrechter Zeit an zu starkem Monatsfluss leidet, lege sie Betonienkraut in Wein, damit er davon Geschmack annehme, und sie trinke oft und sie wird geheilt werden…

Quelle:
Gärtnern mit Hildegard von Bingen von Ursula Kopp

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